Verantwortung und Resilienz lernen

Verantwortung in jungen Jahren – Kinder von Vollzeit berufstätigen alleinerziehenden Müttern

Kinder von Vollzeit berufstätigen Müttern wachsen oft mit einer besonderen Mischung aus Selbstständigkeit, Verantwortung und Herausforderungen auf. Während die berufliche Tätigkeit der Mutter viele positive Einflüsse auf die Kinder haben kann, bringt sie auch Herausforderungen mit sich.

Das habe ich mit meinem Sohn bei einer gemeinsamen Rennradausfahrt diskutiert. In diesem Beitrag beleuchten wir die Vor- und Nachteile, die Kinder von Vollzeit berufstätigen alleinerziehenden Müttern erfahren, und untersuchen, wie diese Erfahrungen ihre Entwicklung prägen.

Vorteile

  1. Frühe Selbstständigkeit:
    Kinder von berufstätigen Müttern übernehmen oft schon früh alltägliche Aufgaben, wie das Zubereiten von Mahlzeiten, das Organisieren ihrer Schulaufgaben oder das Erledigen kleiner Haushaltsaufgaben. Diese Verantwortung fördert ihre Problemlösungsfähigkeiten, stärkt ihr Selbstvertrauen und bereitet sie auf zukünftige Herausforderungen vor.

    Studie: Die Harvard Business School fand heraus, dass Kinder von berufstätigen Müttern häufig ein höheres Maß an Führungsqualitäten entwickeln, weil sie früh lernen, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen.

  2. Finanzielle Stabilität und Vorbildrolle:
    Berufstätige Mütter tragen häufig zur finanziellen Sicherheit der Familie bei. Diese Stabilität ermöglicht den Kindern den Zugang zu guter Bildung, Freizeitaktivitäten oder Reisen. Meine Kinder sehen mich als Mutter, die arbeitet, die Ziele hat und dabei versucht, ein Vorbild zu sein. Das Wissen, dass sie auch ihre Träume verfolgen können, gibt mir ein gutes Gefühl. Ich möchte, dass sie lernen: Karriere und Familie können zusammen funktionieren – auch wenn es herausfordernd ist.

    Studie: Laut einer Pew Research Center Umfrage geben 77% der Kinder von berufstätigen Müttern an, dass ihre Mütter für sie ein starkes Vorbild in Sachen Selbstbestimmung sind.

  3. Wertschätzung von Zeit:
    Weniger Zeit miteinander bedeutet, dass wir die gemeinsamen Momente intensiver genießen. Ob es ein gemeinsames Abendessen oder eine spontane Aktivität am Wochenende ist – solche Momente bedeuten mir unglaublich viel. Es hat mich gelehrt, bewusster mit meiner Zeit umzugehen, und das gebe ich auch meinen Kindern mit.

  4. Resilienz und Anpassungsfähigkeit:
    Meine Kinder haben gelernt, flexibel zu sein. Sie wissen, dass nicht immer alles nach Plan läuft und dass sie sich an verschiedene Situationen anpassen müssen. Das macht sie stark – auch wenn es nicht immer leicht ist. Diese Eigenschaften sind in Schule, Beruf und später im Leben von unschätzbarem Wert.

Nachteile

  1. Weniger Zeit für gemeinsame Aktivitäten:
    Berufstätige Mütter haben oft einen straffen Zeitplan, was bedeutet, dass sie weniger Zeit für alltägliche Gespräche oder gemeinsame Aktivitäten mit ihren Kindern haben. Dies kann bei den Kindern das Gefühl auslösen, weniger Aufmerksamkeit zu bekommen. Es gibt Tage, an denen ich mir wünschte, ich hätte mehr Zeit, um zuzuhören, da zu sein oder einfach zusammen zu sein. Manchmal spüre ich, dass meine Kinder mehr Aufmerksamkeit brauchen, als ich in dem Moment geben kann. Das ist nicht einfach – weder für sie noch für mich.

    Studie: Laut der American Academy of Pediatrics berichten 30% der Kinder von berufstätigen Eltern, dass sie sich in ihrer frühen Jugend emotional weniger unterstützt fühlen.

  2. Überforderung durch Verantwortung:
    Kinder, die früh Verantwortung für Geschwister oder Haushaltsaufgaben übernehmen, können sich überfordert fühlen. Ich habe oft beobachtet, wie mein Sohn sich um kleine Aufgaben kümmert oder Verantwortung für seine Schwester übernimmt. Einerseits bin ich stolz, andererseits mache ich mir Sorgen, ob es zu viel für ihn ist. Diese Balance zu finden, ist eine ständige Herausforderung.

  3. Eingeschränkte Flexibilität:
    Der Alltag von Kindern berufstätiger Mütter wird oft durch die Arbeitszeiten der Eltern geprägt. Dadurch bleibt weniger Raum für spontane Entscheidungen oder Freizeitaktivitäten. Mir hat da mein Netzwerk sehr geholfen. Meine Kinder wurden von anderen Eltern zu Ausflügen und Aktivitäten mitgenommen und umgekehrt, haben wir auch immer wieder Freund*innen meiner Kinder in unsere Freizeitaktivitäten eingebunden.

  4. Emotionale Belastung:
    Kinder können das Gefühl entwickeln, eine größere Last tragen zu müssen, besonders wenn sie das Bedürfnis verspüren, ihre berufstätige Mutter zu entlasten. Dies kann sich langfristig auf ihre psychische Gesundheit auswirken. Mir ist wichtig, ihnen immer wieder klarzumachen, was in ihrer Verantwortung liegt und was in meiner; dass sie nicht alles schaffen müssen und dass es okay ist, Fehler zu machen.

Berufstätig zu sein und Kinder zu erziehen ist eine Gratwanderung. Ich erlebe jeden Tag, wie meine Kinder durch diese Erfahrung wachsen, aber ich sehe auch die Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Am Ende glaube ich, dass Offenheit, Kommunikation und das Bewusstsein für ihre Bedürfnisse entscheidend sind, damit sie gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.

Quellen:

  1. Harvard Business School – Children of Working Mothers
  2. Pew Research Center – The Role of Working Parents
  3. American Academy of Pediatrics – Emotional Support for Adolescents
Mag. Cornelia Steiner, MAS, Geschäftsführerin
Geschäftsführerin

Es macht Spaß, das Unmögliche zu tun. (Walt Disney)