Führungskräfte müssen mehrmals täglich Entscheidungen treffen. Der Großteil ihrer Arbeitszeit besteht in der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens. Die zunehmende Komplexität der Geschäftswelt macht es dabei nicht einfacher, Entscheidungen zu treffen.
Doch so häufig Führungskräfte Entscheidungen treffen müssen, so selten setzen sie sich mit dem Prozess der Entscheidungsfindung auseinander. Die wenigsten Manager wissen, wie sie zielführend zu einer guten Entscheidung finden. Die Ansichten dazu gehen weit auseinander: Muss eine Entscheidung möglichst schnell getroffen werden? Oder ist eine Entscheidung nur dann die richtige, wenn ihr eine möglichst lange, umfangreiche Analyse vorausgegangen ist?
Über allem schwebt die Angst, die falsche Wahl zu treffen, die sich als Nachteil für das Unternehmen herausstellen könnte. Die Angst, dass die Kollegen mit einer anderen Meinung Recht behalten. Die Angst, von Mitarbeitern als inkompetent eingeschätzt zu werden. Die Angst, von der Konkurrenz aufgrund falscher Entscheidungen übertrumpft zu werden. Viele Manager neigen dazu, aus dem Bauch heraus eine schnelle Entscheidung zu treffen, andere wiegen Argumente ab.
Auch durch die Berücksichtigung von Fakten kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine Entscheidung sich als falsch herausstellt. Doch Fakten sind essenziell für das Treffen von Entscheidungen. Dabei ist es für Führungskräfte wichtig, Daten sicher interpretieren zu können. Nur eine faktenbasierte Entscheidung lässt sich legitimieren. Doch auch das Bauchgefühl darf nicht außer Acht gelassen werden, denn die Führungskraft muss sich mit ihrer Entscheidung wohl fühlen, um hinter ihr stehen zu können. Zudem kann die Intuition bei komplexen Fakten, die an sich zu keinem klaren Ergebnis führen, in die richtige Richtung weisen. Die Basis für eine erfolgreiche Entscheidungsfindung ist also eine Mischung aus Intuition und Fakten.
Doch noch bevor sich ein Manager mit einer Entscheidung auseinandersetzen muss, kann die für Unsicherheit sorgende Komplexität reduziert werden. Anstatt sich sofort den Kopf zu zerbrechen oder ins Blaue hinein eine Entscheidung zu treffen, sollten Führungskräfte sich fragen, worum es im Kern überhaupt geht. Das kann viele weitere Entscheidungen hinfällig machen. So können Manager sich auf die fürs Unternehmen wesentlichen Entscheidungen fokussieren.
Grundsätzlich gilt: Lieber eine klare Entscheidung treffen und dabei Fehler machen, als lange zu zögern. Vergleichbar mit einem Muskel kann die Fähigkeit, Entscheidungen (sicher) zu treffen, trainiert werden. Das gelingt Führungskräften, indem sie zügig entscheiden und neben ihrer Intuition alle zur Verfügung stehenden Fakten berücksichtigen.
Und was ist mit der Angst? Je mehr Entscheidungen getroffen werden, desto leichter wird sich die Führungskraft künftig für eine Option entscheiden können. Manager können lernen, diese Unsicherheit auszuhalten und mit Intuition und Fakten Entscheidungen zu treffen, hinter denen sie stehen.
Dabei helfen verschiedene Strategien. Entscheider sollten sich die Frage stellen, wovor konkret Sie in Zusammenhang mit der Entscheidung Angst haben. Es ist sinnvoll, sich die Konsequenzen der Entscheidung vor Augen zu stellen – ebenso wie die Konsequenzen, wenn keine Entscheidung getroffen wird. Hier sollten realistische Szenarien basierend auf Fakten visualisiert werden. Die 10-10-10-Methode hilft ebenfalls dabei, Abstand von den ängstlichen Gedanken im Hier und Jetzt zu gewinnen. Welche Auswirkungen wird diese Entscheidung in 10 Minuten, in 10 Monaten oder in 10 Jahren haben? Wer sich diese Frage stellt, erkennt schnell, dass auch die meisten eingebildeten Ängste und Probleme im Zuge der Entscheidungsfindung klein erscheinen im Vergleich zum großen Ganzen. Der Blick in die Zukunft hilft, irrationale Emotionen auszublenden und entspannter auf die Auswirkungen der Entscheidung zu blicken. Auch mentale Coping-Strategien wie ein Fokus auf positives Denken oder ausreichend Erholung nach Feierabend, um danach wieder möglichst frei von Emotionen auf eine Entscheidung blicken zu können, helfen bei der Entscheidungsfindung.