Zurück zur Office-„Normalität“: Die richtige Balance aus Teampower und Freiheit finden

Haben wir ihn nicht alle, den Wunsch, dass alles wieder „so wie früher“ wird, wie „vor Corona“? Umgelegt auf den Bürobetrieb, hieße das also auch Schluss mit dem Homeoffice?

So nachvollziehbar der Wunsch ist, alles wieder „beim Alten“ zu sehen, ist es mitunter auch ein verzerrtes, vereinfachtes Bild der Vergangenheit, von dem wir uns hier blenden lassen. Denn agiles Arbeiten, virtuelle Kooperation & Co hatten wir – wenn teils auch nur eher theoretisch – schon seit Jahren ganz weit oben auf unserer Prioritätenliste.

Nun scheint es, als hätten wir in den letzten 1,5 Jahren in einem bemerkenswerten Tempo vieles von dieser To-do-Liste abgearbeitet und gleich auch praktisch erprobt. Und dennoch wollen oder sollen wir zurück zum Start? Das würde doch bedeuten, viel von dem zu verwerfen, was wir uns auch im Positiven angeeignet haben. Noch dazu begäben wir uns kommunikativ in eine schwierige Lage, würden wir aus der moralischen Verpflichtung, recht durchgängig im Homeoffice zu arbeiten, auf einen Schlag wieder ein zu verdienendes Goodie, ähnlich dem sprichwörtlichen Obstkorb zur freien Entnahme, machen. Also: Ganz so einfach wird sie nicht sein, die Devise „ab sofort wieder Anwesenheit im Büro“. Ebenso wenig wie das Gegenteil, doch mehr dazu gleich.  

Worum geht’s?

Bevor eine unternehmensweite Regelung ausgegeben wird, bedarf es einer gewissenhaften Reflexion der eigenen Glaubenssätze und Beweggründe. Eine vorschnell ausgesprochene, pauschale Regelung, in die eine oder andere Richtung, kann viel an Loyalität, Teamgeist und Motivation kaputt machen.

  • Warum möchten wir das so entscheiden? Was streben wir damit an?
  • Was verbessern wir damit im Unternehmen, was setzen wir vielleicht auf Spiel?
  • Und wo sind wir auch bereit, einen flexiblen, eigenverantwortlichen Raum zuzulassen?

Sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter*innen haben in den letzten 1,5 Jahren die Vorzüge wie auch Nachteile des Homeoffice aus nächster Nähe kennengelernt. Da war viel Positives dabei: Büroinfrastrukturkosten konnten reduziert, Anfahrtszeiten und damit auch Individualverkehr verringert sowie die Tagesarbeitszeit so verteilt werden, dass auch kleinere private Verpflichtungen in Pausen untergebracht werden konnten. Mitarbeiter*innen mit sonst langen Anfahrtswegen waren vielleicht in der Lage, etwas mehr Zeit zur Verfügung zu stehen. Und das eine oder andere Meeting war vermutlich trotz lockerem Dresscode online um einiges effizienter abgewickelt. Aus diesen Blickpunkten nun wieder 100% Office zu verordnen käme in vielen Fällen einer radikalen Absage an die Selbstorganisation gleich.

Aus der gewonnenen Erfahrung wissen wir, dass sich auch etliche negative Effekte herauskristallisiert haben. So sind etwa viele Mitarbeiter*innen im Homeoffice de facto vereinsamt. Emotional ausgelaugt, ohne sichtbare Position im Team, aber auch von den informellen Informationen weitgehend abgeschnitten. Der Kitt, der Teams so zusammenschweißt, dass sich diese in schwierigen Situationen gegenseitig unterstützen und pushen, ist langsam, aber sicher gebröckelt. Ist das Wir-Gefühl weg, bleibt gerade im Dienstleistungsbereich auch immer weniger von der „fühlbaren“ Identität eines Unternehmens. Auch manche Führungskräfte fühlen sich, Leadership Trends hin oder her, ob des Kontroll- und Feedbackverlustes auf Dauer nicht optimal orientiert. Da wäre die tägliche Anwesenheit zumindest von 9 bis 18 Uhr mit kurzen, persönlichen Abstimmungswegen wieder willkommen. Mit diesem Hintergrund weiterhin nur im Homeoffice zu arbeiten, könnte vielerorts den unternehmensweiten (Team-)zusammenhalt endgültig sprengen.

Nicht richtig oder falsch. Passend!

Vermutlich ist die legendäre österreichische Tugend des Kompromisses, gepaart mit einer guten Abwägung des tatsächlichen Bedarfes, ganz nützlich, denn für die tatsächliche Gewichtung Anwesenheit und Homeoffice gibt es pauschal betrachtet kein Richtig oder Falsch. Es wird, abgesehen von rechtlichen oder anderen Rahmenbedingungen und Anreizen, von der Unternehmenskultur, der Routine in Prozessen, der Art der Tätigkeit, der Eingebundenheit ins Team, der Häufigkeit der Absprachen, aber auch von der Persönlichkeit des*der Mitarbeiter*in abhängen. Wer ohnehin eigenständig und vorzugsweise allein und still und zur Zufriedenheit aller hinter der verschlossenen Bürotür vor sich hinarbeitet, kann dies häufig sehr gut im Homeoffice tun. Ein Teammitglied, das gemeinsam mit anderen an Konzepten arbeiten sollte, wird hingegen vielleicht durchgängig im gemeinsamen Büro „gebraucht“ werden und dies auch selbst für ein erfülltes Arbeitsleben brauchen.

Teambindung und Identifikation

Für welches Maß und welche Regelungen man sich auf individueller oder Team-Ebene entscheidet: Fix vereinbarte und für das Unternehmen ausreichende gemeinsame Office-Zeiten werden jedenfalls vorteilhaft sein. Alle Teammitglieder sollten mitbekommen, was es jenseits von Status Reports über Projekte zu wissen gilt, was die anderen Kolleginnen und Kollegen beschäftigt, was sie tun und wie sie gegenseitig voneinander profitieren können. Als soziale Wesen geht es uns Menschen nicht nur um das einwandfreie, termingerechte Abliefern der Aufgaben, sondern auch darum - wie wir das auch bei HILL als Philosophie hochhalten - die eigenen Erwartungen zu übertreffen und sich über Erfolge zu freuen. Dafür braucht es Ansporn, Feedback, persönliche Wertschätzung, Freude am gemeinsamen Tun und das Gefühl, gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Mit diesen Zutaten fördern Sie letztlich eine attraktive Unternehmenskultur, die es Ihnen erleichtert, zukünftig gute neue Mitarbeiter*innen zu gewinnen.

Doch Teamzusammenhalt entsteht natürlich nicht automatisch aus gemeinsamer physischer Präsenz am Arbeitsplatz. Haben Sie daher also auch abseits des Büroalltags ein wachsames Auge darauf, Anreize für einen (wieder) besseren Teamzusammenhalt und für die Identifikation mit dem Unternehmen zu schaffen. Vielleicht planen Sie noch ein gemeinsames Abendessen in lockerer Atmosphäre, einen gemeinsamen Film in einem Open Air Kino oder einen kleinen Sportevent im Sommer ein? Das tut nicht nur persönlich gut, sondern wird die Basis für die Erreichung der ambitionierten Ziele in den nächsten Jahren sein.

Wichtig ist es, besonnen abzuwiegen, in welchem Rahmen sich das Unternehmen nun bewegt. Schade wäre gerade jetzt, durch ein unüberlegtes Outsourcing ins Homeoffice oder zu straff verordnete Anwesenheitspflicht die in den letzten Monaten bewiesene Durchhaltekraft, Eigenverantwortlichkeit und Motivation aufs Spiel zu setzen. Und wenn Sie einen Sparringpartner zu diesem Thema brauchen, vertrauen Sie Ihren HR-Fachexpert*innen oder kontaktieren Sie gerne vertrauensvoll die Expertinnen und Experten von HILL International.  

Mag. Birgit Pfannhauser, Geschäftsführerin, Chief Partner Officer
Geschäftsführerin, Chief Partner Officer

Do the best you can until you know better. And when you know better, do better.