Recruiting von Menschen – Ist der Fachkräftemangel nicht auch ein wenig „hausgemacht“?
Wo hat uns das Zeitalter der Strukturierung unserer Prozesse, die Ausarbeitung von Funktionsbeschreibungen und die Abtrennung der Rolle vom Menschen hingeführt? Wollte man mehr Transparenz schaffen und die Effizienz steigern, so wurde auf der Seite der Sinnhaftigkeit oftmals das Ziel verfehlt. Manche Stellenausschreibung liest sich mehr wie eine Liste technischer Parameter einer Maschine als eine Beschreibung der zu besetzenden Position.
Jedoch ist der Mensch nach wie vor ein komplexes Wesen und damit eine „nicht triviale Maschine“. Die Kybernetik zweiter Ordnung (nach Heinz von Foerster) ist ein alter Hut? Vielleicht, aber möglicherweise auch eine wertvolle Erkenntnis, an die es sich zu erinnern lohnt. Wir alle bewegen uns in sozialen Systemen und nehmen daraus wertvolle Erkenntnisse mit.
Wir leben und lernen in unterschiedlichen sozialen Systemen
Denken wir an einen Mann – seit 5 Jahren Controller, bewirbt sich für eine Leitungsposition – seit Jahren Feuerwehrobmann und Einsatzleiter. Als Vater von drei Söhnen muss er viele Streitereien schlichten und es manchmal auch ertragen, wenn sie sich gegen ihn verbünden. Er tröstet den Schwächeren und bestärkt den Sieger im Sport oder den Talentierten in der Musik. Er bringt ihnen bei, dass man ihm vertrauen kann und er ihnen hilft, sich zu entwickeln.
Hm… da stecken einige Kompetenzen drin, die einer Führungskraft dienlich sein könnten, oder? Tja, wenn im Stellenprofil aber mindestens 3 Jahre Führungserfahrung gefordert werden – tut mir leid, nicht vorhanden – Absage. Zudem wird er wohl mit drei Kindern und der Feuerwehr nicht sonderlich reisebereit oder flexibel in der Arbeitszeit sein – Absage.
Und geht es um die Mutter an Stelle des Vaters, die Teilzeit in der Finanzabteilung in einer kleinen Firma arbeitet, den Haushalt inklusive Haushaltsbudget managt, im Elternverein mitarbeitet und das jährliche Sportfest zur Spendensammlung organisiert, heißt es, die hat in den letzten Jahren nicht viel gearbeitet und kann mit drei schulpflichtigen Kindern sicher keine Überstunden machen – Absage.
Wie sehen Sie das? Das stimmt nicht? Mitarbeiter*innenführung ist doch etwas völlig anderes, das kann man nicht vergleichen? Hm… vielleicht, aber könnten diese Menschen nicht dennoch in der Lage sein, die Aufgabe erfolgreich zu meistern? Nein? Sind Sie sicher?
Wir beschäftigen uns seit Jahren mit Menschen und deren Potenzialen
Wir erleben in der Personalberatung derlei Situationen jeden Tag und sind auch selbst nicht davor gefeit, nach Mustern zu agieren. Allerdings sehen wir es auch als unsere Pflicht an, uns das immer wieder vor Augen zu führen und in unserer Haltung offen zu bleiben.
Zudem sehen wir uns bei unseren Kunden sehr stark in der Beraterrolle, um einerseits jene Personen zu finden, die fachlich die vakante Position einnehmen können, aber auch darüber hinaus gut in das Wertesystem des jeweiligen Kunden passen. Dafür scheuen wir uns auch nicht, einmal mit unseren Kunden in eine Diskussion einzutreten oder vom Stellenprofil abzuweichen, wenn wir von einem oder einer nicht perfekt der „Einkaufsliste“ entsprechenden Bewerber*in überzeugt sind. Und die Erfahrungen zeigen, dass wir mit dieser Haltung goldrichtig liegen.
Wie sieht die Zukunft aus?
Welche Bedürfnisse gilt es zu berücksichtigen? Jene Unternehmen, die von ihren starren Funktionsbeschreibungen nicht abrücken, werden das Nachsehen haben. Wir sind in den geburtenschwachen Jahrgängen angekommen und vielfach ist ein regelrechter „Wettkampf“ um Fachexpert*innen entstanden.
Flexible Arbeitszeiten, Karriereplanung oder die Möglichkeit zur Väterkarenz sind nur die ersten Schritte zur Befriedigung der Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen von heute. Teilzeitbeschäftigte und Menschen über 50, die man oft nicht im ersten Fokus hat, werden zukünftig am Bewerber*innenmarkt mehr Aufmerksamkeit finden, was sich sicher auch lohnen wird.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, die Angel in den eigenen Reihen auszuwerfen? Was wissen Sie über Ihre Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen und deren Kompetenzen über deren Aufgabenfeld im Unternehmen hinaus? Maschinen können meist nicht verschiedene Funktionen erledigen, Menschen schon. Vertrauen wir darauf, dass jeder Mensch gerne Teil des Erfolges ist und nutzen wir die Stärken sozialer Systeme.
So spart vielleicht ein mittelständisches Unternehmen die Kosten für eine Agentur, weil neue Broschüren, Web-Auftritt, App-Programmierung etc. eigene Mitarbeiter*innen in einer Projektgruppe erledigen. Oder eine Maschinenentwicklung schafft einen Quantensprung, weil ein tüftelndes Teammitglied aus der Montage privat Rallye fährt und ihre/seine Erfahrungen wertvoller sind als die eines externen Beraters.
Wie können wir dem gerecht werden?
Haben Sie die fehlenden Fachkräfte vielleicht schon an Bord, ohne es bedacht zu haben? Haben Sie Talente, von denen Ihre Führungskraft nichts weiß oder wären Sie bereit, sich neues Wissen anzueignen?
Wenn es uns gelingt, diese beiden Fragen in Grundhaltungen zu verwandeln, also dass Führungskräfte ganz automatisch mehr von Ihren Teammitgliedern wissen und man Mitarbeiter*innen zutraut, sich nötiges Fachwissen anzueignen, ist der Fachkräftemangel nur noch halb so schlimm und die Motivation höher und die persönliche Bindung im Unternehmen größer.
Dies gilt sowohl für bestehende als auch zukünftige Mitarbeiter*innen. Betrachten wir uns als Menschen, die weit mehr zu bieten haben als die starre Erledigung unserer Aufgaben. Wir sind es, ohne die der Unternehmenserfolg nicht möglich wäre. Jeder von uns hat die Chance, mitzugestalten und Großes zu erreichen. Fachlich, beruflich, aber auch persönlich!
Wir bei HILL International gehen schon seit Jahren in jedem Interview auf die Gesamtheit des Menschen ein, um Talente zu heben und damit einen Zusatznutzen zu schaffen. Wir sehen uns als auf nachhaltige Lösungen bedachte Partner, als Sparringspartner für Kandidat*innen und Kunden.
Machen Sie mit! Sie haben nichts zu verlieren, nur zu gewinnen!